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Leitung: Prof. Dr. Valentin Kockel

Bauaufnahme: Dip. Ing. Rainer Zahn; Dr.–Ing. Klaus Müller

Finanzierung: Universit?t Augsburg (2003); Fritz-Thyssen-Stiftung und Kommission zur Erforschung des Antiken St?dtewesens der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (ab 2004); Deutsche Forschungsgemeinschaft (ab 2009)

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Zielsetzung

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Das Forum einer r?mischen Stadt diente in hervorragender Weise ihrer Selbstvergewisserung: Hier stand der wichtigste Tempel, hier konnten die Honoratioren durch Stiftungen ihre liberalitas zeigen, hier wurden sie mit Statuenweihungen geehrt. Das gilt auch für Pompeji. An seinem Forum konnte deshalb beispielhaft der Wandel eines Stadtbildes von der sp?ten Republik hin zur Kaiserzeit, von der Selbstdarstellung der lokalen Eliten hin zu den vielf?ltigen Pl?tzen der Verehrung des kaiserlichen Hauses gezeigt werden. Neue Beobachtungen am Pflaster und an der Randbebauung haben nun gezeigt, da? die Aussagem?glichkeiten des Befundes noch nicht ausgesch?pft sind. Hinweise auf Kontinuit?ten und Ver?nderungen durch eine Neugestaltung Platzes, auf Sch?den und Reparaturen in der Folge des Erdbebens von 62 n. Chr. und auf den Zustand im Augenblick der Verschüttung wurden noch nicht ausgewertet. Das 2002 begonnene Projekt konzentrierte sich zun?chst auf eine steingerechten zeichnerischen Dokumentation des Platzes, um damit die Grundlagen für weitergehende Beobachtungen zu legen. Mittlerweile wird das Projekt durch Forschungen an den Ehrenb?gen auf dem Forum und seiner Umgebung sowie durch Ausgrabungen in der S-Porticus und den sog. Verwaltungsgeb?uden erweitert. Mit diesen Forschungen soll die Entwicklung des Forums eine deutlichere historische Tiefe bekommen, die dem komplizierten Proze? der Ver?nderungen differenzierter erscheinen lassen wird.

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? Universit?t Augsburg
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Forschungsgeschichte

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Die ersten Pl?ne des Forums von Pompeji entstanden noch w?hrend der bis ca. 1820 dauernden Ausgrabungen. Sie zeigen die Standorte der umliegenden S?ulenhallen sowie das Travertinpflaster der offenen Fl?che sowie die damals dort sichtbaren Basen für unterschiedliche Statuentypen. August Mau verdanken wir - wie in so vielen Dingen in Pompeji - eine scharfsichtige Analyse des Befundes. Er wies auf Ver?nderungen im Bestand der Statuen hin, die er überzeugend als ?berformung des Platzes zugunsten der Mitglieder des iulisch-claudischen Kaiserhauses interpretierte. Untersuchungen von S. Cozzi zur Kanalisation, von A. Sogliano und A.W. van Buren, schlie?lich Sondagen in den drei?iger Jahren durch A. Maiuri fügten eine Reihe von Beobachtungen dem damals Bekannten hinzu. Auf dieser Grundlage entstanden schlie?lich die Interpretationen P. Zankers und in seiner Folge J. Bergemanns, die heute unsere Vorstellung von der Geschichte dieses Platzes pr?gen. Die kartographische Grundlage aller Untersuchungen blieb jedoch weitgehend dieselbe, sie wurde nur in Details erg?nzt. Zuletzt hat J. J. Dobbins auf dem Forum mit seinem Team gearbeitet. Seine vielf?ltigen Publikationen fasste er in dem Sammelband The World of Pompeii zusammen.

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Das Forumspflaster und Hallen (ab 2003)

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Teilnehmer: Prof. Dr. Valentin Kockel (Leitung); Dipl.Ing. Rainer Zahn (Bauaufnahme); Stefanie Bauer; Matthias Niederzoll; Emmanuel Gie?en; Denis Stante

Finanzierung: Fritz-Thyssen-Stiftung; Kommission zur Erforschung des Antiken St?dtewesens an der Bayerische Akademie der Wissenschaften

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Nach ersten Beobachtungen von Ver?nderungen des Forumsplatzes? im September 2002 konnte das Pflaster in Zusammenarbeit mit der gbvd (Müllheim) http://www.gbvd.de/ photogrammetrisch aufgenommen und im Massstab 1:50 ausgewertet werden. Dabei wurden zahlreiche Spuren von Monumenten beobachtet, die zu verschiedenen Zeiten (vor und nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. und nach der Verschüttung von 79 n.Chr. abger?umt worden waren. Weitere Reiterstandbilder, der Standplatz eines weiteren gro?en (Reiter?)monuments vor dem Capitolstempel sowie insgesamt drei Brunnen lie?en sich lokalisieren. Zahlreiche Flickungen im Pflaster sind als Reparaturen der Erdbebensch?den zu verstehen. Vor allem im Bereich der Hallen differenzierten weitere Beobachtungen unser Bild von deren Form und Statuenausstattung. So lie?en sich vor der Basilika weitere Spuren von Statuenbasen nachweisen, ebenso wurden die zahlreichen Spuren ?hnlicher Monumente vor dem sog. Comitium erstmals systematisch ausgewertet. Hier und auch in der südlichen Porticus wurden auch die Spuren ephemerer Absperranlagen dokumentiert, die ein anschauliches Bild davon vermitteln, wie diese Hallen zu bestimmten Ereignissen (Wahlen, Gerichtsverhandlungen ?) abgeteilt werden konnten. Solche ephemeren (?) Absperrungen sind auch auf den bekannten Darstellungen des Forums aus den Praedia der Iulia Felix zu erkennen.

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? Universit?t Augsburg
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Beim Reinigen der S-Porticus stie?en wir im Oktober 2004 au?erdem auf Spuren von deren ursprünglicher Rückwand. Sie war im Anschlu? an die Vorhalle (sog. chalcidicum) der Basilika von K.F.Ohr und H. Lauter schon beobachtet worden, konnten jetzt aber weiter verfolgt werden. Gerade diese Funde führen zu weiteren ?berlegungen zum ursprünglichen südlichen Abschlu? des Forums und der Gestalt der dort liegenden "Verwaltungsbauten".

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? Universit?t Augsburg
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Arbeiten 2006 bis 2009

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Aufgrund der bisherigen Ergebnisse wurde die Aufgabenstellung des Forschungsvorhabens erweitert: einerseits sollen die Ehrenb?gen auf dem Forum und in dessen Umgebung genauer behandelt werden, andererseits durch Sondagen im Süden des Platzes die vorr?mische und r?mische Entwicklung dieses Bereiches gekl?rt werden.

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Die Ehrenb?gen in Pompeji

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2006 wurden die erhaltenen Ehrenb?gen durch eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Ringle (Karlsruhe) photogrammetrisch aufgenommen. Gef?rdert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung begann dann im Februar 2007 der Bauforscher Dr.-Ing. Klaus Müller mit der Auswertung, ?berprüfung und Erweiterung dieser Aufnahmen am Ort. Die genaue Kartierung der für die einstige Marmorverkleidung notwendigen Klammerl?cher erm?glicht es, das ursprüngliche Aussehen der B?gen erstmals gesichert zu erg?nzen. Wichtig sind vor allem die Ergebnisse zu dem ?stlich des Capitols liegenden Bogen (Abb. 12). Sein asymmetrischer Grundriss resultiert aus seiner Lage auf der ursprünglichen Umfassungsmauer des Forums. Er ist eindeutig nach dem Erdbeben von 62 errichtet und dann erneut oder gar mehrfach ver?ndert worden. Die traditionelle Datierung und Benennung des Bogens ist damit nicht mehr haltbar. Die Arbeiten Müllers wurden im Frühjahr 2009 abgeschlossen.

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Grabungen am S-Ende des Forums

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Finanzierung: Bayerische Akademie der Wissenschaften, ab 2009 Deutsche Forschungsgemeinschaft.

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Teilnehmer: Prof. Dr. Valentin Kockel (Leitung); Dr. Manuel Flecker (Grabungsleitung); Dr. Christoph Rummel;? Dr.-Ing. Klaus Müller; Stefanie Bauer; Michael Becht; Marcel Danner; Daniela Deplano; Anna Finkbeiner; Veronika Füssl; Judith Grinbold; Alexander Koch; Anna Marx; Matthias Nieberle; Dirk Kirstein; Sarah Schneider; Daniela Sigl; Denis Stante.

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Jeweils im Februar/M?rz 2007-2009 konnten erstmals Sondagen in der Süd- und der Südost-Porticus des Forums ge?ffnet werden. Die mehrfach durch ?ltere, z.T. undokumentierte Schnitte (A. Maiuri) sowie durch verschiedene moderne Elektrokabel gest?rten Befunde ergaben erste Einsichten in die planerische Konzeption der Forums S-Seite. So wurde unzweifelhaft klar, da? die Fassade der Basilika (sog. Chalcidicum) und die alte S-Mauer des Forums, die unter der heutigen inneren S?ulenreihe der Porticus liegt, gleichzeitig - wohl gegen Ende des 2. Jhs. v. Chr. -? errichtet wurden (Abb. 13, Fundamentierung der alten S-Mauer). Südlich davon verlief in Verl?ngerung des Vico di Championnet eine ?ltere gepflasterte Stra?e. An der Stelle der sp?teren Verwaltungsbauten (auch sog. Curien) standen private H?user. Am Ende des 1. Jhs. v. Chr. wurde die Südmauer des Forums abgerissen und durch Ziegels?ulen ersetzt, so da? die heute noch sichtbare zweischiffige Halle entstand. Das Stra?enpflaster und die alten domus wurden im gleichen Zeitraum aufgegeben und durch die Vorg?ngerbauten der heute sichtbaren Curien ersetzt. Der ?ffentliche Raum wurde damit deutlich nach Süden hin erweitert. Zahlreiche Umbauten erfolgten bis in die Zeit nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. Zur Zeit der Katastrophe von 79 stand zudem ein tiefer Graben l?ngs der Tuffporticus offen, den wir mit Lapilli des Vesuvausbruchs gefüllt vorfanden. Er sollte wohl einer geplanten neuen Wasserleitung dienen. Anders entwickelte sich der Bereich vor dem sog. Comitium. Hier befanden sich, wie vor dem n?rdlich liegenden Bau der Eumachia, tabernae, die mit Einrichtung der ersten Porticus aufgeben wurden.

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? Universit?t Augsburg
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Das zutage gef?rderte Fundmaterial wird erstmals stratigraphisch abgesicherte Datierungen der verschiedenen baulichen Ver?nderungen erlauben. Insgesamt ist es mit den noch andauernden Grabungen m?glich, zum ersten Mal begründete Vorstellungen zur Entwicklung des südlichen Forumsabschnitts zu entwickeln und zu versuchen, die Baugeschichte mit einer Funktionsgeschichte in Einklang zu bringen.

2011 wurden die Arbeiten in Pompeji selbst abgeschlossen. Die Publikation der Ergebnisse ist 2014 in Vorbereitung.

Ausgew?hlte Publikationen zum Forschungsprojekt

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  • J. Bergemann, R?mische Reiterstatuen. Ehrendenkm?ler im ?ffentlichen Bereich, BeitrESkAr 11 (Mainz 1990).
  • S. Cozzi, La fognatura di Pompei, NSc 1900, 587–599.
  • J. J. Dobbins, The Forum and its Dependencies, in: J. J. Dobbins - P. Foss (Hrsg.), The world of Pompeii (London 2007) 150–183.
  • V. Kockel, Altes und Neues vom Forum und vom Geb?ude der Eumachia in Pompeji, in: P. Zanker - R. Neudecker (Hrsg.), Lebenswelten. Bilder und R?ume in der r?mischen Stadt der Kaiserzeit, Symposium Rom 2002, Palilia 16 (Wiesbaden 2005) 51–72.
  • V. Kockel – M. Flecker, Forschungen im Südteil des Forums von Pompeji. Ein Vorbericht über die Arbeitskampagnen 2007 und 2008. R?mische Mitteilungen 114, 2008, 271–303.
  • A. Maiuri, Saggi nel area del Foro, Notizie degli Scavi 1942, 371–404.
  • A. Mau, Die Statuen des Forums von Pompeji, RM 11, 1896, 150–156.
  • K. Müller, Die Ehrenb?gen in Pompeji, Studien zur antiken Stadt 10 (Wiesbaden 2011). (Mit Beitr?gen von Valentin Kockel)
  • A. Sogliano, Il Foro di Pompei, Memorie della Reale Accademia dei Lincei Ser, VI, 1, 1925.
  • P. Zanker, Pompeji. Stadtbild und Wohngeschmack (Mainz 1995).

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