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Pressemitteilung 87/19 - 11.06.2019

Legitimation durch Krieg und Sieg? Oder durch Frieden?

Ein neues von der DFG-gef?rdertes Projekt der Augsburger Althistoriker zu Friedenskultur(en) und zur monarchischen Repr?sentation in der hellenistischen Staatenwelt.

Augsburg/ChSch/KPP – Trifft die in der altertumswissenschaftlichen Forschung nach wie vor vorwiegende Annahme zu, hellenistische K?nige h?tten sich unentwegt durch Verweise auf ihre in Kriegen errungenen Siege rechtfertigen müssen? Spricht bei genauerem Hinsehen nicht viel dafür, dass die Abwesenheit von Krieg und ein Leben in Frieden das war, was von ihnen erwartet wurde und worauf abzuheben sie sich in ihrer Selbstdarstellung bemühten? Ein solches genaueres Hinsehen erm?glicht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) jetzt dem Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universit?t Augsburg. Mit fast 200.000 Euro f?rdert sie das Forschungsprojekt ?Friedenskultur(en) und monarchische Repr?sentation in der hellenistischen Staatenwelt“.

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Stark milit?risch gepr?gte Selbstdarstellung?

Die gegenw?rtige Forschung zur antiken Monarchie ist seit dem 1982 erschienen Aufsatz ?Der siegreiche K?nig“ von Hans-Joachim Gehrke von der Annahme gepr?gt, es habe eine spezifische Legitimationsbedürftigkeit monarchischer Herrschaft bestanden, die nach einem steten Zwang zum Nachweis milit?rischer Sieghaftigkeit verlangte. Von einer wirklich?stark?milit?risch gepr?gten Selbstdarstellung der hellenistischen K?nige kann jedoch kaum die Rede sein.

Ferner stünden solche Krieg und Sieg in den Vordergrund stellende Profilierungsbemühungen der Monarchen im Widerspruch etwa zur Gegenwartsanalyse des zeitgen?ssischen Geschichtsschreibers Polybios (ca. 200 bis 120 v. Chr.): Der einzige hellenistische Zeithistoriker, von dessen Werk gr??ere Abschnitte überliefert sind, sieht im Frieden das einzige von allen Menschen unumstritten gesch?tzte Gut.

Krieg aus Gier? Oder im Interesse des Friedens?

Auch deshalb scheint es also angebracht, Verweise auf erfolgreich geführte Kriege oder Siege in monarchischen Selbstdarstellungen in einem weiteren historischen Kontext zu untersuchen, der besonders den Zusammenhang mit erwünschten Ergebnissen des Krieges berücksichtigt. Eine wichtige Frage ist also insbesondere, als was der gewonnene Krieg in diesen Selbstdarstellungen eigentlich fungiert: als Weg zur Aneignung materieller Ressourcen? Oder erfolgreich eingesetztes Mittel zur Herstellung von Frieden?

Sechs Leitfragen

Das Projekt? ?Friedenskultur(en) und monarchische Repr?sentation in der hellenistischen Staatenwelt“ orientiert sich dem entsprechend an sechs Leitfragen:

  • Welches Gewicht haben Verweise auf den Frieden, konkrete Friedensschlüsse oder eine defensive Politik im Rahmen der monarchischen Selbstdarstellung – v. a. im Vergleich mit der milit?rischen Sieghaftigkeit?
  • Inwieweit sind die K?nige selbst in Friedensverhandlungen involviert? Welche Argumentationsfiguren werden hierbei gebraucht?
  • Als was wird ?Friede“ verstanden? Als Abwesenheit von Krieg, als Verteidigung bestehender Besitzst?nde, als Durchsetzung hegemonialer Kontrolle oder gottgegebener Herrschaftsrechte oder als Gew?hrleistung einer normativ vorausgesetzten ?Gerechtigkeit‘?
  • Welche Forderungen an den Herrscher werden diesbezüglich in normativen Texten – neben philosophischen Texten auch in Passagen bei Geographen, Historikern und Biographen – formuliert?
  • Werden Aspekte des materiellen Wohlergehens eher mit Siegen oder der Abwesenheit von Krieg assoziiert? Und ist der Erwerb von Beute und fremden Reichtums wichtig für die k?nigliche Selbstdarstellung?
  • Konzentrieren sich Darstellungstypen in bestimmten R?umen? Waren sie an ein spezifisches Publikum adressiert?

Textdatenbank, die auch in anderen Forschungskontexten hilfreich sein kann

?ber die Fülle literarischer Quellen hinaus ist das reichhaltige epigraphische, papyrologische und numismatische Material zu sichten und zu analysieren, aus dem sich Aussagen über die k?nigliche Selbstdarstellung für diesen Teilaspekt ableiten lassen. Alle Texte werden dabei nach ihrer Zuordenbarkeit zu Motivkategorien semantisch analysiert mit dem Ziel der Erstellung einer Textdatenbank, die auch in anderen Forschungskontexten hilfreich sein kann und frei zug?nglich zur Verfügung gestellt wird.

Internationaler Workshop im Frühjahr 2021

Als PostDoc ist der Athener Chrysafis Federführender des am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universit?t Augsburg (Prof. Dr. Gregor Weber) angesiedelten Projekts, für das die DFG? seit Anfang Mai 2019 für drei Jahre knapp 200.000 Euro zur Verfügung stellt. Neben der Erarbeitung einer Monographie wird Chrysafis auch einen internationalen Workshop zum Thema des Projekts organisieren. Dieser Workshop ist für das Frühjahr 2021 geplant. Er soll den chronologischen Bogen vom Alten ?gypten bis ins Frühe Mittelalter spannen und Expertinnen und Experten für die einzelnen Quellengattungen zu Wort kommen lassen.

Goldmünze mit dem Portr?t Ptolemaios' III. und einem Füllhorn aus der 2. H?lfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. Numismatische Bilddatenbank Eichst?tt (NBE)/Jürgen Malitz

Ansprechpartner

Dr. Charalampos Chrysafis
Lehrstuhl für Alte Geschichte
Universit?t Augsburg
86135 Augsburg
Telefon: +49(0)821-598-5546
charalampos.chrysafis@philhist.uni-augsburg.de

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